Stadtpfarrer Bruno Pöppel hatte eine Lesung aus dem ersten Petrusbrief für das Requiem gewählt. Denn viele Ratschläge, die Petrus den ersten Christen in seinem Brief gibt, treffen auch auf das Leben von Erwin Stockinger zu, so Pöppel in seiner Predigt. Geboren wurde Erwin Stockinger im September 1955 in Rosenberg bei Jandelsbrunn. Nach der Hochzeit mit seiner Frau Rosmarie vor 42 Jahren baute er die neue Heimat für seine Familie in Dorn bei Waldkirchen auf. Stockinger hinterlässt seine Frau Rosmarie, seine Söhne Markus und Bernhard, und seine Mutter. Die Familie, zu der auch drei Enkelkinder gehören, war für ihn wichtig.
Nicht nur durch seinen Beruf als Polizist kannten die Bürger der Region Erwin Stockinger. Er war ein Trachtler mit Leib und Seele, so Gauvorstand Walter Söldner. Er ist für seine und unsere Heimat eingestanden und hat sich für die Trachtensache immer Zeit genommen, weil es ihm wichtig war.
Bereits 1983 übernahm der Verstorbene Verantwortung in seinem Heimatverein, als er zum 2. Schriftführer gewählt wurde. Von 1985 bis 1995 war er auch als 1. Vortänzer tätig. 1991 übernahm Erwin Stockinger als Vorsitzender die Führung der „Grenzlerbuam“.
Doch auch über seinen Heimatverein hinaus engagierte sich der Vorstand der Ratzinger. Bereits 1990 wurde er als Schriftführer in die Vorstandschaft des Dreiflüsse-Trachtengaues Passau gewählt. Von 2002 bis 2014 war Stockinger auch für das Sachgebiet „Mundart, Brauchtum und Laienspiel“ verantwortlich. Mundart- und Brauchtumspflege war eine Leidenschaft von Stockinger, die er im Laienspiel, das Humor, Mundart und Tradition miteinander verbindet, aufleben lassen konnte. Noch am Abend vor seinem überraschenden Tod stand er auf der Theaterbühne der Theatergruppe Ratzing. Stockinger hatte die Theatergruppe 1988 im Trachtenverein „Grenzlerbuam“ aufgebaut und auch viele Jahre geleitet – sowie selbst bei 28 Stücken mitgespielt.
Für sein vielfältiges ehrenamtliches und soziales Engagement wurde Erwin Stockinger 2005 durch seine Heimatstadt Waldkirchen mit dem Ehrenbrief ausgezeichnet. Für ihn war dies aber kein Signal nachzulassen, sondern viel mehr Ansporn für seine ehrenamtliche Arbeit. Zusammen mit seinen Trachtlern rief er im gleichen Jahr die Benefiz-Veranstaltung „Weihnachten am See“ ins Leben, mit der die Trachtler die Arbeit der Palliativstation und der Initiative „Mit Krebs leben“ fördern und unterstützen.
Erwin Stockinger war aber auch mit Leib und Seele Polizist. Nach einer Lehre als Schmied begann Stockinger seine Polizeilaufbahn 1974 als Polizeianwärter. Nach seiner ersten Dienststelle in Bad Griesbach kam er zur Polizei-Inspektion Freyung und qualifizierte sich hier zum Ermittlungsbeamten weiter. 1999 wurde er „Stadtgendarm“ – also Kontaktbeamter - für seine Heimatstadt Waldkirchen. Als Waldkirchen 2008 wieder eine Polizeistation bekam, wechselte auch Erwin Stockinger nach Waldkirchen. Bis zu seiner Pensionierung im Dezember 2016 war der Polizeihauptkommisar wieder als Ermittler in Waldkirchen tätig.
„So gern hätt ma bei Dir lieba Erwin na Danke g´sogd dafür, wos Du ois für uns da hosd“, sagte Gauvorstand Walter Söllner als es nun hieß, Abschied zu nehmen – und sprach damit wohl allen aus der Seele, die in Stockingers Heimat Waldkirchen gekommen waren, um ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten.